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6. Sinfoniekonzert Doppelmoral

Reutlingen, Stadthalle

6. Sinfoniekonzert Doppelmoral

Reutlingen, Stadthalle

Arnold Schönberg, Verklärte Nacht op. 4
Franz Strauss, Konzert für Horn und Orchester c-Moll op. 8
Béla Bartók, Der wunderbare Mandarin op. 19                   

Christoph Eß, Horn
Akademischer Chor der Universität Tübingen (Einstudierung UMD Philipp Amelung)
Ariane Matiakh, Leitung

Karten gibt es noch an der Abendkasse
ab 18:45 Uhr!

Du sollst nicht ehebrechen. (6. Gebot: Altes Testament, 2. Mose 20, 14)

Was aus Liebe getan wird, geschieht immer jenseits von Gut und Böse (Friedrich Nietzsche, Jenseits von Gut und Böse, 4. Hauptstück, 153)

Neuem Leben blickt in einer „verklärten Nacht“ ein verliebtes Paar entgegen. Dass in der Gedichtvorlage von Richard Dehmel das Kind nicht von ihm stammt, sorgte noch bei der Uraufführung von Schönbergs Vertonung für einen Skandal. Der Gedichtband „Weib und Welt“, dem die Vorlage entnommen war, landete vor Gericht, ein Text musste wegen gotteslästerlicher Unzucht geschwärzt werden.

Die „Pantomime grotesque“ Der wunderbare Mandarin von Béla Bartók ist eine in der Halbwelt einer Großstadt angesiedelte Parabel, in der sozialkritische Satire und erlösende Liebes- und Todesthematik aufeinanderprallen: Drei Gauner zwingen ein Mädchen, Männer von der Straße heraufzulocken, um sie auszurauben. Als der unheimliche Mandarin auftaucht, bleibt es nicht beim Raub. Die Gauner versuchen, den geheimnisvollen Fremden zu töten. Doch weder der Versuch ihn zu ersticken noch das Durchbohren mit dem Schwert oder das Erhängen führen zum Tod. Erst als das Mädchen ihn in die Arme nimmt und Erbarmen zeigt, fangen seine Wunden an zu bluten und er stirbt.

Franz Strauss, Vater von Richard Strauss, war einer der größten Hornvirtuosen seiner Zeit. Während die Hornkonzerte seines Sohnes weltberühmt wurden, ist weniger bekannt, dass Franz selbst sich auch ein Werk auf den Leib geschrieben hat. Für den Solopart konnte Christoph Eß gewonnen werden, Solohornist der Bamberger Symphoniker und seit 2021 Professor an der Musikhochschule in Würzburg.

Der wunderbare Mandarin wurde nach dem Skandal um die Uraufführung 1926 in Köln auf Druck des damaligen Oberbürgermeisters Adenauer abgesetzt. Man hatte die ethische Botschaft in dem Werk nicht erkennen wollen, das die "Hässlichkeit und Widerlichkeit der zivilisierten Welt" (Bartók) anprangert, sondern sich am Sujet gestört und es als „widerliches Dirnen- und Zuhälterstück“ diffamiert: Es hagelte antisemitische und ausländerfeindliche Briefe. Der wunderbare Mandarin wurde in Deutschland bis 1953 nicht mehr gespielt.

Die im Spielzeitheft für 18.30 Uhr angekündigte Einführung durch Jugendliche entfällt. Stattdessen findet eine reguläre Konzerteinführung um 19 Uhr statt.

Bei Grauer Gastro, Telefonnummer 07121/138 45 10, oder hier unter Pausenverpflegung Stadthalle, können Sie Ihre Getränke vorbestellen.

Impulsgeber*innen:
Weihbischof Thomas Maria Renz, Bistum Rottenburg-Stuttgart

Wir fragen unser Publikum:
Ist moralische Entrüstung “der Heiligenschein der Scheinheiligen“? (Helmut Qualtinger)

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